Thies Hansen, Betriebsratsvorsitzender von E.ON-Hanse und Sozialdemokrat hat in der
Mitgliederzeitung von Ver.di folgende Position zum Rückkauf der Netze veröffentlicht:
„Betriebsräte stehen in der Regel nicht im Verdacht, der
Privatisierung das Wort zu reden. Schließlich ist die der
Privatisierung zugrunde liegende Renditeorientierung eine Triebfeder für
den Arbeitsplatzabbau. Aus dieser Grundsatzfeststellung allerdings den
Umkehrschluss zu ziehen, dass die Rekommunalisierung der Netze im
Energiebereich im Interesse der Arbeitnehmer/innen ist, ist völlig
unzutreffend. Die Energiewende sowie die staatliche Regulierungspolitik
erfordern heute von Betriebsräten differenziertere Fragestellungen und
komplexere Antworten.
Die Netzbetreiber müssen bereits jetzt eine
jährliche Effizienzverbesserung von 1,5 Prozent aufgrund der staatlichen
Regulierungsvorgaben erbringen. Der dadurch schon bestehende
Kosteneinsparungsdruck wird durch die Zins- und Tilgungszahlung des
Kaufpreises – im Gespräch sind zwei Milliarden Euro – noch weiter
verschärft. Dass ein zusätzlicher Kosteneinsparungsdruck auch einen
zusätzlichen Arbeitsplatzabbaudruck auslöst, ist leider alltägliche
Realität. Erschwerend kommt hinzu, dass die Initiatoren des
Volksentscheids Synergien durch den Querverbund zwischen Strom, Gas,
Fernwärme und Wasser heben wollen. Im Klartext heißt auch dies
Arbeitsplatzabbau. Auch für die Bürger/innen Hamburgs ist durch einen
100-prozentigen Netzrückkauf kein Mehrwert zu erwarten. Die Gaspreise
werden dadurch nicht sinken, denn im bundesweiten Vergleich verfügt
Hamburg derzeit schon über sehr günstige Gasnetzentgelte.
Auch bei
der Versorgungssicherheit ist Hamburg heute schon viermal besser als der
Bundesdurchschnitt. Auch die Energiewende würde durch den Netzrückkauf
nicht vorangetrieben, denn nicht die Netze produzieren grünen Strom oder
Biogas, sondern Windkraft-, Photovoltaik- oder Biogasanlagen bei der
Energieerzeugung. Aber genau für derartige Investitionen könnte der
Stadt das Geld fehlen, wenn es vorher für den Netzrückkauf ausgegeben
wird. Daher sind sich die Betriebsräte der E.ON-Hanse AG einig:
- Es gibt keine überzeugenden Gründe für einen 100-prozentigen Netzrückkauf.
- Es gibt aber erhebliche Gefahren für die sozialen Standards der Beschäftigten und deren Arbeitsplätze.
Die Vereinbarung der Freien und Hansestadt Hamburg mit den
Energieunternehmen ist die intelligentere Lösung. Sie ermöglicht
Investitionen in erneuerbare Energien und Speichertechnologien bei
gleichzeitiger Absicherung von Arbeitsplätzen und Sozialstandards.
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