Freitag, 5. April 2013

Kerstan: Ökoklassenkampf statt eigener Konzepte

Jens Kerstan ist Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Hamburgischen Bürgerschaft. Er hat ein Problem: zwar reden die Grünen ständig über die Energiewende, jedoch ein Konzept haben sie nicht. Dies hat Jens Kerstan - der auch energiepolitischer Sprecher seiner Fraktion ist - eindrucksvoll in einer Pressemitteilung bewiesen. So schreibt er dort:

Heute hat die Umweltorganisation Greenpeace eine Studie vorgestellt, die die zehn gesundheitsschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands auflistet. In den Top Ten befinden sich vier Vattenfall-Meiler, darunter als trauriger Spitzenreiter das Braunkohle-Kraftwerk Jänischwalde. Für die Hamburger Grünen ist dies ein weiteres Argument, warum der schwedische Konzern nicht Hamburgs Partner bei der Energiewende bleiben darf.
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Die Pressemitteilung endet mit dem entlarvenden Satz:

Beim Volksentscheid zu den Energienetzen im September können die Hamburgerinnen und Hamburger Vattenfall die Rote Karte zeigen.

Aha. Statt sich mit der Hamburger Energiewende auseinander zu setzen, setzt Kerstan voll und ganz auf seinen Ökoklassenkampf und verknüpft den Volksentscheid in Hamburg - wo es um die Energienetze geht - mit der Frage, ob und wie lange wir Kohlekraftwerke in Deutschland benötigen.

Damit machen sich Jens Kerstan und die Grünen in Hamburg die blödsinnige Behauptung von Greenpeace zu eigen, Kohlekraftwerke in Deutschland seien für den Tod vieler Menschen verantwortlich.

Das Aussagen zur Gefährlichkeit von Kohlekraftwerken in Deutschland aufgrund von NOX/SOX und Feinstaubbelastungen sehr gewagt sein dürften, bestätigen dann auch Umweltmediziner:

So schreibt das Hamburger Abendblatt in seiner Ausgabe vom 3.4.2013:
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Umweltmediziner geben Entwarnung

Vattenfall verwies auf eine vom technischen Kraftwerksverband VGB Powertech in Auftrag gegebene Studie, die unter Mitwirkung des TÜV Rheinland sowie zahlreicher Experten aus den Bereichen Umwelt- und Gesundheitsschutz, Arbeitsmedizin, Umwelttoxikologie und Umwelttechnik erarbeitet wurde. Mitautor der Studie ist der Leiter des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Universität Gießen, Thomas Eickmann. 
Das 130 Seiten starke "Kompendium zur Gesundheitsrelevanz – Umweltmedizinische Aspekte der Stromerzeugung aus Kohle" komme zu dem Ergebnis, "dass die Luftqualität durch zusätzliche Immissionen aus Kohlekraftwerken praktisch nicht oder nur unwesentlich geändert wird." 
Insbesondere seien "Hinweise auf das gehäufte Auftreten von Krebs- und Atemwegserkrankungen sowie Allergien durch die Studienergebnisse nicht in Übereinstimmung zu bringen und damit für Deutschland als nicht plausibel einzustufen."
So geht aus der VGB-Studie hervor, dass weniger als vier Prozent der Staub-Emissionen auf Kohlekraftwerke zurückzuführen seien. Zugleich seien die Kohlemeiler für weniger als sechs Prozent der Feinstaub-Emissionen verantwortlich. 
Der Großteil des Staubs komme aus Verkehr, Industrie, Landwirtschaft und Heizungsbetrieb. Rechne man "natürlichen Feinstaub" mit ein, zudem etwa auch Staub aus Bodenerosion und Pollen gehören, hätten Kraftwerke nur einen Anteil von einem Tausendstel, erklärte VGB-Experte Christoph Weßelmann. 

Achja, auch staatliche und damit unabhängige Messstellen haben keine durch Kraftwerke verursachte Überschreitungen der Luftgüte feststellen können. Aber das scheint die Grünen und Herrn Kerstan nicht zu interessieren.

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